Viele Millionen Menschen mussten dann im schrecklichen, von den Deutschen angezettelten Krieg ihr Leben lassen. Und der Blutzoll unter den jungen Männern in Kirch-Göns war ebenfalls verheerend. 67 von ihnen kamen nicht wieder zu ihren Familien zurück, darunter auch eine ganze Menge von Mitgliedern des Turnvereins. Nach Kriegsschluss fanden sich aber sofort wieder Vereinsidealisten zusammen, die zum Glück einigermaßen unversehrt von den Schlachtfeldern Europas zurückkehren konnten und denen längere Zeiten der Kriegsgefangenschaft erspart geblieben waren.
Der Handballer Eugen Nern war der erste Vorsitzende, den sich die Vereinsmitglieder des nun wieder demokratisch geführten TV wählten. Den alten Namen „Vorwärts“, eindeutig ein Begriff der deutschen Turnbewegung und auch des Arbeitersports, durfte der TV auf Geheiß der amerikanischen Militärregierung nicht mehr tragen. Das Wort galt als verpönt, weil es im schlimmen Sprachgebrauch der NS-Diktatur zu fragwürdigen „Ehren“ gekommen war und als militaristisch galt.
Also nannte sicher der TV in „Sportverein Kirch-Göns“ um. Der erste Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:
- Eugen Nern 1. Vorsitzender
- Wilhelm Gärtner 2. Vorsitzender
- Willi Röhrig Kassenwart
- Willi Nern Schriftführer
- Wilhelm Will Turnwart
- Heinrich Rühl VII Beisitzer
- Reinhard Röhrig Beisitzer
- Karl Becker Spielwart
- Willi Gerhard Jugendwart
1948, in einer außerordentlichen Spielerversammlung tauften die Mitglieder den Verein wieder in Turnverein „Vorwärts“ Kirch-Göns um. Neuer 1. Vorsitzender und damit Nachfolger von Eugen Nern wurde Reinhard Hanack, der das Amt wieder übernahm, als er aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause gekommen war.
Gerade in den Jahren nach dem Krieg und in der sogenannten „Wirtschaftswunderzeit“ konnte die Turnabteilung gute Erfolge feiern. Sie verfügte sowohl über Damen- als auch über Männerriegen, die auf Wettbewerben beachtliche Erfolge erzielen konnten. Die 60-Jahr-Feier des Vereins am 16., 17. und 18. Juni 1951 wurde mit dem Kreis-Kinderturnfest verknüpft, an dem fast 1.000 Kinder aus dem Turngau Wetterau-Vogelsberg teilnahmen. Leider kam es dann im Laufe der folgenden Jahre immer mehr zu einem Stillstand in der Turnabteilung. Der Turnsaal in der Schule wurde für Schul- und Unterrichtszwecke benötigt und somit dem Turnverein für die Nutzung entzogen.
Der Bau der Mittelpunktschule „Oberer Hüttenberg“ und der angeschlossenen Schulturnhalle brachte zwar 1986 die Lösung des räumlichen Problems, an die großen Zeiten der Kirch-Gönser Turnerei konnte allerdings nicht mehr angeknüpft werden. Zu sehr dominierte der Handball das örtliche Sportgeschehen. Lediglich dem Engagement des TV Pohl-Göns war es zu danken, dass die Einrichtung der „Turnstunde“ bzw. der Gymnastik weiter im Vereinsangebot blieb. Und erst in den 90er Jahren gab es im Kinderbereich den lobenswerten und hoffnungsvollen Versuch, das Turnen als die eigentlich traditionelle Sportart im Verein wieder zu einer festen Einrichtung im TV zu machen.